(english below)
Ich öffne Facebook und sehe Videos, wie Menschen sich schreiend, animalisch und marschierend in Chemnitz versammeln.
Ich öffne Instagram und sehe Bilder von Pressekonferenzen, wo man versucht sich die Ereignisse der letzen drei Tage zu erklären und unbeholfen die Medienvertreter*innen zu beschwichtigen.
Ich lese “Die Zeit”, “Spiegel, “Freie Presse” und “taz” und versuche zu begreifen, wie sich Rostock Lichtenhagen sich 26 Jahre später in Chemnitz wiederholt während die “Bild” auf Werbeplakaten profiliert, wie unsicher Deutschland ist/wäre.
Ich kann nicht (mehr) sachlich und rational bleiben. Es geht mir hier auch nicht, um Fakten und Zahlen oder um ein umfassendes Statement. Das braucht es nicht. Davon gibt es genug.
Es geht mir darum, dass sich in mir alles zuschnürt, mein Bauch sich wie ein verknoteter Bulk von Stricken anfühlt, ich bis um zwei Uhr nachts verzweifelt auf (Hass)Kommentare antworte, vor Unwohlsein Gänsehaut bekomme und sich mein Kopf vor Wut wie ein wabbliger, ekliger Pudding anfühlt.
Ich will nicht in solch einer Gesellschaft leben. Ich will mich nicht für meine Mitmenschen fremd schämen müssen. Ich will nicht bekannte Gesichter in Videos entdecken, wie sie hasserfüllt “Wir sind das Volk” und “Abschieben” schreien und ein anderer den “Hitlergruß” zeigt. Ich will mir nicht um meine Freunde Sorgen machen, weil der recht Mob eskaliert und Steine wirft. Ich will nicht das Gefühl haben vor Unverständnis und Enttäuschung zu explodieren. Ich will mich nicht entschuldigen aus Lößnitz zu kommen. Ich will es nicht.
Hetze ist salonfähig geworden, Rechtsextremismus alltäglich, aber Nazis bleiben Nazis. Sie sind nicht das Volk. Wir, alle, sind Deutschland. Du und ich gehören dazu!
Hier handelt es auch hier nicht nur um ein ostdeutsches Problem. Chemnitz findest du überall in Deutschland. Wir haben ein Problem mit Rassismus. Das ist nicht neu und auch längst nicht unbekannt: Fremdenfeindlichkeit gefährdet gesellschaftliche Zusammenhalt. So sieht nicht ist das weltoffene, demokratische und tolerante Deutschland, wie ich und viele andere es sich vorstellen.
Es unser aller Verantwortung und Verpflichtung aufzustehen, hinzuschauen und uns für Mitmenschlichkeit einzusetzen. Informiere dich, rede und nutze deine Stimme, kommentiere dort, wo die Identitäre Bewegung einen “Trauermarsch” instrumentalisiert, suche den Dialog anstatt zu solche xenophoben Entwicklungen ignorieren und hinzunehmen. Du bist Bürger*in Deutschlands und damit verpflichtet für eine tolerante Gesellschaft einzutreten.
Das ist nicht links, sondern logisch.
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photo credits: businessinsider.de