.wiederaufgetaucht.

Ja, ich schreibe noch. Oder wieder. Das möchte ich zumindest.

Es macht keinen Sinn die letzten neun Monate hier zu rekonstruieren. Ich möchte lieber meinen Senf zu der ganzen Klimadiskussion dazugeben und euch erzählen, warum ich studiere, was ich studiere.

Nach einem Jahr Indien und im Gartencenter arbeiten, lebe ich jetzt in Den Haag und studiere am Leiden University College Liberal Arts and Sciences.- Quasi ein Studiengang für Unentschiedene, die sich nicht festlegen wollen. Man lernt Querbeet, wählt sich seine Kurse zusammen und bestimmt erst im zweiten Jahr fest, welche Richtung man einschlagen will. Ich habe mich entschieden so zu studieren, weil ich denke, dass man Nachhaltigkeit in Bezug auf die Klimakrise (Überraschung: Es ist eine Krise und kein Wandel!) weder nur von der naturwissenschaftlichen Seite oder nur der sozialen Seite betrachten kann. Wir wissen, was abgeht, die Fakten schlagen klar Alarm aber es kann nicht effektiv kommuniziert werden, politische Entscheidungen priorisieren finanzielle Sicherheit anstelle sich um die Sicherheit diese Erde zu kümmern. Solang Shell und andere große Energiekonzerne, die fossile Brennstoffe abbauen, Geld bezahlen, um Zahlen und Erkenntnisse zu verfälschen, um das Ausmaß des Klimawandels runterzuspielen, wird sich daran auch nichts ändern.

Deshalb braucht es Kommunikation miteinander. Nun, bin ich auch nicht immer besonders gut darin, aber das wird gebraucht, damit wir hier noch irgendetwas reißen können (momentan sind wir laut Wissenschaft und meiner wunderbaren Professorin Brìd nicht einmal in der Lage die 2°-Grenze einzuhalten). Und dazu möchte ich mit dem, was ich studiere etwas beitragen. Ein Windrad heißt für Bewohner für Grüna (in der Nähe von Lößnitz) mehr als nur: „Bitte nicht in meinem Hinterhof“, sondern hat Auswirkungen auf das Dorfleben, z.B.: regelmäßiges auftretendes Lichtflackern in den Wohnzimmern aufgrund der Rotorblätter. Dafür braucht es Lösungen. Hat man keinen Anteil an der produzierten Energie, sondern fährt ein Monsterkonzern alles nur für sich ein, könnt ihr wetten, dass das Ding scheitert. Das habe ich in den letzten acht Wochen im Kurs „Energie und Ressourcen Management“ gelernt.  

Dass die Landwirte gegen das Klimapaket für strengere Düngerregelungen und das neue Insektenschutzprogramm der Regierung protestieren, passiert auch nicht aus heiterem Himmel. Oft haben Bauern keine andere Wahl hat, als großflächig Insektenschutzmittel zu sprühen, um ihren Ertrag nicht einzubüßen. Der niedrige Milchpreis trägt nicht zu deren finanzieller Sicherheit bei und die EU-Subventionen erst recht nicht, wenn man pro Hektar 281€ bekommt. Ökologische Landwirtschaft zu betreiben, heißt 5% weniger Ertrag pro Jahr. Das ist viel, wenn man seinen Hof sowieso schon aufgrund von ständig neuen Regulierungen aufrüsten muss. Dann ist es nur verständlich, wenn der Bauer auf die Klimawandelmaßnahmen der Regierung Zorn hat. Ich würde mir wünschen, dass die grüne, linke, inklusive Fraktion sich dem bewusst wird, dass die Klimakrise auf den Rücken anderer ausgetragen wird. Dass wir darüber wenig reflektieren, ist mir während des Auswahlwochendes für die Studienstiftung noch einmal klart geworden.

Warum ist es also für uns so kompliziert die Bauern nachzuvollziehen? Offen gegenüber der Energiewende zu sein, Kompromisse anzugehen und dieses Problem gemeinsam anzugehen?

Diese Klimakrise ist diese große, schwarze Wolke, die über uns schwebt. Außerdem wirken sich die Konsequenzen nicht gleich aus. Landwirte haben mehr zu kämpfen, als Ingenieure. Geringverdiener werden die CO2-Steuer mehr in ihrem Geldbeutel spüren, als ein*e Beamte*r. Indien mit einer wachsenden Bevölkerung wird in Bezug auf Energiebedarf andere Prioritäten setzen müssen, als die Niederlande. Das haben mir die letzten Monate in der Uni gezeigt. Die Auswirkungen sind für uns in der westlichen Welt nicht wirklich sichtbar. Wir können einfach so weiterleben, uns gut fühlen, wenn wir Kaffee aus unserem Bambusbecher schlürfen, veganen Zwergenwieseaufstrich kaufen, weil es doch so nachhaltig ist oder plastikfrei einkaufen, da wir doch die Umwelt zu schützen wollen. 

Das funktioniert zumindest bis jetzt ganz gut. Doch das wird sich ganz bald ändern. Die Malediven werden zum Teil überflutet sein. Die Stadt Lagos in Nigeria, und die Länder Haiti und Vereinigten Emirate sind laut Time nur einige der Orte, welches als am schlimmsten betroffen eingestuft werden. 1.5 Millionen werden aufgrund der Klimakrise flüchten müssen und in Länder ziehen, die der globalen Erderwärmung und dem steigenden Meeresspiegel bedingt aus dem Wege gehen zu können, da wir mit einem gemäßigten Klima gesegnet sind, was die Temperaturschwankungen größtenteils noch ausbalancieren kann. 

Wie werden deshalb auch überdenken müssen, wie wir Lebensmittel konsumieren und wie wir wieder den Menschen wertschätzen, der dahintersteht und unser Essen produziert. Wir müssen uns auseinandersetzen, dass im Moment Kobalt von Kindern in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut wird, wir aber keine andere Wahl haben als unseren Verkehr auf Elektromobilität umzustellen. Vor allem aber müssen wir als Menschen im globalen Westen uns lernen einzuschränken, weniger Fleisch zu essen, von Monstern wie Nestle, die Wasser für ganze Regionen privatisieren, nicht mehr zu konsumieren und mit Konsequenzen zu leben, dass man eben für einen Urlaub auf der anderen Seite der Erde dementsprechend bezahlen muss. Wir sind nämlich verwöhnt. 

Soviel dazu, als Gedankenanstoß zum Samstag. 

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